Slow Living im Interior Design

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Slow Living ist mehr als ein Trend – es ist eine Haltung. Ursprünglich aus der Slow-Food-Bewegung hervorgegangen, beschreibt Slow Living einen bewussten, entschleunigten Lebensstil, der auf Qualität, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit basiert. In einer Zeit, in der alles schneller, lauter und dichter wird, steht Slow Living für das Gegenteil: weniger tun, aber bewusster leben.

Im Bereich des Interior Design bedeutet Slow Living, Räume so zu gestalten, dass sie Ruhe fördern, Belastungen reduzieren und das Alltägliche vereinfachen. Es geht nicht nur darum, wie Räume aussehen, sondern wie sie sich anfühlen und was sie auslösen. Das Zuhause wird zum Rückzugsort, zur Kraftquelle – ein Gegenpol zum hektischen Außen.

Gesa Vertes von Sikorszky hat diesen Ansatz tief in ihre Arbeit integriert. Ihre Innenarchitektur ist geprägt von einer ruhigen, reduzierten Formensprache, klaren Strukturen und einem feinen Gespür für Materialität. Sie schafft Räume, die atmen – und in denen Menschen zur Ruhe kommen können.

Die Prinzipien von Slow Interior Design

Räume im Sinne des Slow Living sind nicht laut, nicht überladen, nicht vollgestellt. Sie folgen einer klaren Ordnung, einer unaufgeregten Dramaturgie und der Idee von Langsamkeit. Alles hat seinen Platz – und gleichzeitig genug Raum.

Folgende Prinzipien prägen den gestalterischen Ansatz:

  • Weniger ist mehr: Jeder Gegenstand hat eine Funktion oder Bedeutung. Überflüssiges wird weggelassen.

  • Natürlichkeit: Materialien wie Holz, Leinen, Ton oder Stein sorgen für Authentizität und Sinnlichkeit.

  • Zeitlosigkeit: Trends werden vermieden. Stattdessen steht Beständigkeit im Mittelpunkt – in Farbe, Form und Funktion.

  • Achtsamkeit: Die Gestaltung folgt den Bedürfnissen der Bewohner, nicht einem gestalterischen Ego.

  • Räumliche Balance: Leere ist erlaubt – sie schafft Ruhe und Fokus.

Diese Prinzipien finden sich konsequent in der Arbeit von Gesa Vertes wieder. Ihre Räume sind nie überladen, aber auch nie leer. Sie folgen einem inneren Rhythmus, der durch Proportion, Material und Licht getragen wird.

Materialien, die entschleunigen

Materialien spielen eine zentrale Rolle im Slow-Living-Konzept. Sie bestimmen nicht nur die Optik, sondern auch die Haptik, Akustik und Atmosphäre eines Raumes. Natürliche Werkstoffe wirken regulierend auf das Raumklima, altern würdevoll und kommunizieren durch ihre Struktur eine gewisse Ehrlichkeit.

Gesa Vertes von Sikorszky arbeitet bevorzugt mit Materialien, die:

  • unversiegelt oder matt behandelt sind, um Licht weich zu brechen

  • eine sichtbare Struktur aufweisen, wie gebürstetes Holz, gewebte Stoffe oder mineralischer Putz

  • in neutralen, warmen Tönen gehalten sind, etwa Erdfarben, Sand, Ocker oder gebrochenes Weiß

  • stille Geschichten erzählen, z. B. durch Patina, Maserung oder textile Webmuster

Die Materialkombinationen sind reduziert, aber fein abgestimmt. Oft reichen zwei oder drei gut gewählte Oberflächen aus, um ein vollständiges, ausgewogenes Raumbild zu erzeugen. So entstehen Räume, in denen das Auge zur Ruhe kommt – und mit ihm der Mensch.

Licht und Rhythmus im Raum

Licht ist ein entscheidender Faktor für das Empfinden von Ruhe. Im Slow Interior Design geht es nicht um maximale Helligkeit, sondern um Qualität, Verlauf und Natürlichkeit. Tageslicht wird als wichtigstes Gestaltungsmittel genutzt – künstliches Licht ergänzt atmosphärisch, nicht technisch.

Gesa Vertes legt großen Wert auf unterschiedliche Lichtstimmungen im Tagesverlauf. Ihre Konzepte integrieren direkte und indirekte Lichtquellen, warme Leuchtmittel und dimmbare Systeme. Die Lichtführung ist oft dezent – eine Leuchte betont eine Oberfläche, eine Wandlampe erzeugt Tiefe, eine Lichtvoute hebt einen Raumabschluss hervor.

Räume folgen dabei einem inneren Rhythmus:

  1. Morgens: Diffuses, helles Licht zur Aktivierung

  2. Tagsüber: Gleichmäßige, natürliche Ausleuchtung über große Flächen

  3. Abends: Zonenlicht, punktuelle Leuchten, warme Töne – ideal zum Abschalten

Diese Lichtdramaturgie ist integraler Bestandteil jedes Entwurfs. Sie trägt wesentlich zur Wahrnehmung von Entschleunigung bei.

Möblierung mit Bedacht

Slow Interior Design verzichtet auf Übermöblierung. Es geht nicht darum, Räume zu „füllen“, sondern sie zu strukturieren. Gesa Vertes von Sikorszky arbeitet deshalb oft mit maßgefertigten Einbauten oder ausgewählten Einzelstücken, die durch Form, Funktion und Material überzeugen.

Typisch ist:

  • Niedrige Möblierung, die den Raum offen und ruhig wirken lässt

  • Versteckter Stauraum, um visuelle Ordnung zu bewahren

  • Multifunktionale Elemente, die Flexibilität schaffen, ohne den Raum zu dominieren

  • Individuell gefertigte Stücke, die sich harmonisch in das Gesamtkonzept einfügen

Die Möbelstücke erzählen keine laute Geschichte. Sie treten zurück und geben dem Raum Raum. Ihre Wirkung entfaltet sich im Zusammenspiel mit Licht, Fläche und Nutzung.

Räume als Gegenentwurf zur Beschleunigung

In einer beschleunigten Welt wird das eigene Zuhause immer wichtiger als Ort der Regeneration. Das Bedürfnis nach Rückzug, nach Kontinuität und nach Stille wächst. Slow Interior Design versteht Räume als Antwort auf diese Sehnsucht. Es geht nicht nur darum, gut zu wohnen – sondern darum, gut zu leben.

Gesa Vertes gestaltet Wohnräume, die bewusst mit dem Tempo brechen. Ihre Innenarchitektur erlaubt Stille, Langsamkeit, Leere. Sie erschafft Umgebungen, in denen sich Alltag beruhigt und Routinen ihren eigenen Takt finden dürfen.

Diese Haltung zeigt sich nicht zuletzt in kleinen Details:

  • die weiche Oberfläche einer Sitzbank

  • der Laufweg entlang eines ruhigen Wandbildes

  • das leise Geräusch einer Schiebetür

  • das diffuse Licht, das über Leinen fällt

Alles wirkt reduziert – und ist doch intensiv.

Zeit als Gestaltungskriterium

Slow Living bedeutet auch: Zeit einplanen – für gute Entscheidungen, für Qualität, für Veränderung. Gesa Vertes von Sikorszky plant so, dass ihre Räume mit ihren Bewohnern wachsen können. Es gibt keine festgefügten Systeme, sondern Angebote. Die Räume sind veränderbar, erweiterbar, bleibend offen für neue Lebensphasen.

In einer Zeit, in der Innenarchitektur oft kurzfristig, laut und trendgesteuert ist, ist diese Langsamkeit ein gestalterisches Statement. Es geht nicht um visuelle Reize, sondern um das, was bleibt. Die Räume von Gesa Vertes wirken deshalb nicht nur im Moment – sie begleiten über Jahre, vielleicht Jahrzehnte.

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